MINZE TUMMESCHEIT und ARNE HECTOR en construction

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Donnerstag, den 27. Januar 2011, 10-13 Uhr, Grunewaldstr. 2-5, Raum 123

Im Rahmen des UdK Seminars Dokumentarische Positionen: We and Me, Us+I von Madeleine Bernstorff und Stefanie Gaus sprechen LaborBerlin Mitbegründer Minze Tummescheit und Arne Hector über die Arbeit an ihrem aktuellen filmischen Projekt. Notizen zum Projekt, zum Inhalt, zur Stunde, zum Gespräch:…. wir haben uns entschlossen, den ersten Teil (das L’Abominable) und den Anfang des zweiten Teils (die Coordination des Intermittents et Précaires) zu zeigen. Zusammen genommen sind das ca. 50 Min. So wird das Prinzip der Interviewkette klar und auch die Fragestellung: Wie kann man sich organisieren und gemeinsam handeln? Handeln im Ahrendtschen Sinne, als ein Tun, das in der öffentlichen Sphäre stattfindet und somit politisch ist.

L’Abominable
Das erste Gespräch führten wir mit dem l’Abominable, ein kollektives Filmlabor und offene Werkstatt, in der Film entwickelt, bearbeitet, montiert und kopiert werden kann. Dafür hat das Laborkollektiv Maschinen instand gesetzt, die aufgrund der Digitalisierung der Filmindustrie freigesetzt wurden. Das Labor ermöglicht es Filmemacher_innen, die Arbeit mit dem Material wieder selbst in die Hand zu nehmen und somit eine gewisse Autonomie im Produktionsprozess zu erlangen.

Coordination des Intermittents et Précaires Île de France
Das folgende Gespräch führte Nicolas Rey vom l’Abominable mit Mitgliedern der Coordination des Intermittents et Précaires, Île de France (CIP). Seit den 60 er Jahren gibt es in Frankreich eine spezielle Arbeitslosenversicherung für Film- und Theaterschaffende. Sie gewährleistet Techniker_innen wie Künstler_innen bei diskontinuierlicher Arbeit ein Mindesteinkommen und die fortlaufende Zahlung von Sozialbeiträgen. Diese Versicherung dient traditionell dazu, die „Zwischenzeiten“ als Denk- und Recherchezeit zu nutzen oder unabhängige Projekte zu realisieren, die keine ausreichende Finanzierung haben. Zum großen Teil verdankt sich die ausgedehnte freie französische Film- und Theaterszene dieser Regelung. Als 2003 die Bedingungen für die Anerkennung als IntermittentE stark verschärft wurden, bildete sich mit der „Coordination des Intermittents et Précaires“ eine Vereinigung, die nicht nur gegen die Beschneidung von Privilegien der „Kreativen“ anging, sondern die Lage aller prekär Beschäftigten zum Thema machte. Mit spektakulären Aktionen wie der Erstürmung der 8 Uhr-Nachrichten im französischen Fernsehen gelang es ihnen, eine breite Öffentlichkeit in die Diskussion über prekäre Arbeitsverhältnisse und mögliche Alternativen einzubeziehen.